MITTWOCH, 12. FEBRUAR 2014
EIN ABEND MIT ANNEMARIE PIEPER
Restrisiko – Nullrisiko – no risk no fun: zeit seines Lebens steht der Mensch – als Individuum wie auch als gesellschaftliches Wesen – immer wieder vor Entscheidungssituationen und damit im Spannungsfeld zwischen Risiko und Sicherheit, Hoffnung und Angst, Scheitern und Gelingen, Regelung und Freiheit. Risikobereitschaft und Sicherheitsbedürfnis sind starke Antriebskräfte, die sich ständig ins Gehege kommen. Einerseits wollen wir an unsere Grenzen gehen, um zu testen, was wir können. Andererseits darf dabei die Gefahr nicht zu gross werden. Verlustängste dämpfen die Abenteuerlust und tragen zu einer Minimierung des Risikos bei.
Ausgehend von den Gedanken des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard wird die Referentin darlegen und ausloten, was auf dem Spiel steht, wenn die Gratwanderung der Freiheit zwischen Wagemut und Selbstschutz nicht gelingt.
Frau Prof. Dr. Annemarie Pieper war 1981 – 2001 Professorin für Philosophie an der Universität Basel mit dem Forschungsschwerpunkt Philosophische Ethik. Sie ist Autorin einer Vielzahl von Fachpublikationen sowie zweier Romane.
Seit dem Tötungsdelikt am Zollikerberg 1993 ist die Strafjustiz anders als vorher. Man erwartet von ihr heute nicht mehr nur, dass sie Straftäter verfolgt und bestraft, sondern man fordert von ihr ebenso, dass sie die Straftaten voraussieht und abwendet. So etwa auf politischem Weg – und medial gepusht – durch die Verwahrungsinitiative. Ein Freiheitsentzug orientiert sich damit nicht mehr allein am begangenen Unrecht und am Tatverschulden, sondern auch an der potentiellen Gefährlichkeit des Täters oder der Täterin. An den Vollzug von Freiheitsstrafen und Massnahmen werden somit gegen- sätzliche Erwartungen geknüpft: einerseits sollen die verurteilen Straftäter resozialisiert und andererseits soll das gesellschaftliche Sicherheitsbedürfnis respektiert werden. Jede Gesellschaft muss immer wieder neu zwischen der Freiheit des Einzelnen und dem Sicherheitsbedürfnis aller abwägen. Welche Mittel soll sie dazu ergreifen und wer soll diese Entscheidungen treffen?
Matthias Brunner ist seit über 20 Jahren als Strafverteidiger tätig, von 2007 bis 2012 war er nebenamtlicher Richter am Kassationsgericht des Kantons Zürich. Er vertritt insbesondere auch die Interessen von Beschuldigten und Tätern, die aufgrund einer ihnen zugeschriebenen Gefährlichkeit weggesperrt sind oder denen eine solche Sanktion droht.
Ein Gespräch über unseren Umgang mit Sicherheit und Risiko
Gibt es unterschiedliche «Risikotypen» unter den Menschen?- Macht Risiko glücklich, lässt uns Sicherheit ruhig schlafen?- Fürchten wir uns vor dem Falschen, schützen wir uns vor dem Richtigen?-
«Leben ist Risiko, sicher ist nur der Tod» – wie lässt sich trotzdemLebensfreude und Lebenskunst entwickeln?Über diese und andere Fragen diskutieren unter der Moderation von RogerEhret unsere drei Gäste auf dem Podium. Sie bringen ganz unterschiedlicheberufliche Hintergründe und Lebenserfahrungen in die Diskussionsrunde ein.Im Verlauf des Gesprächs wird das Spannungsfeld (oder ist es ein«Spielraum?») zwischen Risiko und Sicherheit aus verschiedenen Blickwinkelnthematisiert: aus der Sicht der Individualität jedes Menschen, im Hinblick aufdas gesellschaftliche Zusammenleben und schliesslich aus der Warte derPhilosophie.Kurz: ein gedanklich anregender Gesprächsabend über ein Spannungsfeld,in dem wir täglich grosse und kleine Entscheidungen zu treffen haben.
Katrin Fischer, Professorin am Institut Mensch in komplexen Systemen, Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW
Markus Melzl, Kriminalkommissär a.D., ehemals Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt
Jürg Meyer, Dr. phil. nat. Geologe, dipl. Bergführer
Roger Ehret (Journalist,Gesprächsleitung)
Unser diesjähriges Podium thematisiert unter der Leitung von Cornelia Kazis die Ökonomisierungstendenzen in der Arbeitswelt und Wirtschaft.
Klaus Endress hat als CEO der Firma Endress+Hauser sowohl den Bezug zur Region Basel als auch die globale Weite durch die Tätigkeit des Unternehmens in 44 Ländern. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit mehr als 10‘000 Mitarbeiter.
Prof. Aymo Brunetti war Mitglied der Geschäftsleitung im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und ist seit Februar 2012 ordentlicher Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie an der Universität Bern.
Daniel Häni ist zuständig für den Bereich Finanzen und Organisation beim „unternehmen mitte basel“ und bekannt im Zusammenhang mit der Initiative „Bedingungsloses Grundeinkommen“, die am 4. Oktober im Bundeshaus eingereicht wird.
Cornelia Kazis ist seit 30 Jahren als Journalistin SRF Kultur, sowie als Referentin, Moderatorin, Erwachsenenbildnerin und Autorin tätig.