MITTWOCH, 28. MÄRZ 2012
VERGISS NICHT, WAS ER DIR GUTES GETAN HAT
Ausgehend von Psalm 103 gehen Pfarrer Dr. Hieronymus Christ (evangelischer Theologe) und seine Frau Dr. Christine Christ (Historikerin) der Bedeutung und dem Bedeutungswandel der biblischen Begriffe Vergessen, Erinnern und Vergeben nach.
Das Alte Testament spricht davon, das Israels Gott des Menschen gedenkt und sich seiner erinnert, aber auch dass er Schuld vergeben will. Zugleich fordert es den Menschen auf, seinerseits ihn, seinen Gott, nicht zu vergessen. Damit das geschieht, haben Propheten, Priester und Weise die Überlieferung von dem, was Israels Gott zu seinem Volk geredet und an ihm getan hat, aufgeschrieben.
Auch das Neue Testament ist ein Erinnerungsbuch. Es erinnert an Christi Leben und Sterben und fordert mit Christi Worten an seinem letzten Mahl auf, seiner bei Brot und Kelch zu gedenken. So wurde die Erinnerung zu einem zentralen Element christlichen Lebens. Christen sind zu verschiedenen Zeiten verschieden damit umgegangen. Wie man die Bibel las, wie man das Mahl feierte, zeigt etwas davon, was Vergessen, Erinnern und Vergeben für sie bedeutete und kann uns dazu anregen, unser eigenes Vergessen, Erinnern und Vergeben in einem weiteren Horizont zu verstehen.
Mit dem Referat von Christine und Hieronymus Christ eröffnet das Ethische Forum Binningen-Bottmingen das Jahresprogramm 2012, in dem verschiedene Aspekte des persönlichen und historischen Erinnerns und Vergessens vorgestellt und diskutiert werden sollen.
An diesem Abend werden wir viel historisch Wertvolles über Binningen erfahren. Geschichte ist und bleibt lebendig und erfahrbar und sie prägt unser Leben bis heute.
Unter dem Jahresthema des Ethischen Forums von „Erinnern und Vergessen“ wollen wir dabei besonders die folgenden Aspekte der Binninger Sozialgeschichte beleuchten: Welche Ereignisse und Fakten müssen sich die Einwohnerinnen und Einwohner von Binningen als „goldenen Schatz“ in der Erinnerung bewahren und welche – möglicherweise belastenden Fragmente – dürfen dabei getrost vergessen werden? Der Abend ist nicht explizit nur für Binninger Einwohnerinnen und Einwohner gedacht, sondern er richtet sich an eine lokalhistorisch interessierte Zuhörerschaft und lädt zum generellen Nachdenken über den Umgang mit Lokalgeschichte und ihrer Auswirkung auf die Gegenwartskultur ein.
Ausgangspunkt wird die Frage sein, wie die Menschen von „damals“ in Binningen gelebt haben. Dann werden die markanten Veränderungen und Hintergründe zur Sprache kommen, welche den grossen Wechsel Binningens vom „Lumpendorf“ zur „Kaderresidenz“ charakterisieren.
Unser Referent, Beat von Scarpatetti, Historiker und seit 1971 in Binningen wohnhaft, ist Vorstand der Ökostadt Basel und der Öko-gemeinde Binningen. Er ist Autor zahlreicher historischer Werke.
Eine Schauspielerin, eine Musikerin, eine Figurenspielerin und ein kleines Schwein spielen, erzählen, singen, tanzen und trommeln zum Thema Erinnern, Vergessen, Vergeben.
Fliessend gehen kleine Episoden ineinander über und verbinden sich zu einer Überraschung der besonderen Art: Szenenhäppchen, Trommel-wirbel, Knochenspektakel und Tango-Schweine. Ein Live-Forum mit Hunde- und Katzen-Figuren runden den Abend ab. Lassen Sie sich überraschen.
Vrene Ryser: Einfrau KOFFER THEATER aus Binningen. Das KOFFER THEATER spielt mit und ohne Strom, drinnen und draussen, mit und ohne Worte, im In- und Ausland, seit dem letzten Jahrhundert, und das gerne.
Eva Müller: Schauspielerin. Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich. Seit 1990 freischaffend als Regisseurin, Schauspielerin und Theaterpädagogin. Diverse Lehraufträge an der FHNWS und BFS. Durchführung von eigenen Projekten (DARUM THEATER).
Claudia Beck: Musikerin, geboren in Zürich. Begann mit Blockflöten und Klavier. Umzug nach Basel, um fortan zu trommeln. Schlagzeugstudium bei Sylwia Zytynska. Sie spielte Hackbrett an der Expo 2000 in Hannover im Schweizerpavillon.
Das Podiumsgespräch bildet den Abschluss unserer Jahresreihe, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema „Erinnern und Vergessen“ beschäftigte. Drei interessante Persönlichkeiten lassen sich mit ihrem Erfahrungshintergrund auf unser Thema ein:
Maggie Daems „Manchen Menschen bleibt nur die Erinnerung“ Sie absolvierte drei paramedizinische Lehrausbildungen. Seit 1994 arbeitete sie als Auslanddelegierte für das Rote Kreuz, zuletzt tätig als Chefdelegierte des Belgischen Roten Kreuzes in Libanon, und 2011 als Nothilfe Programm-Koordinatorin des Internationalen Roten Kreuzes in Libyen. Seit 2012 ist sie selbständige Schulleiterin der Spielsprachschule ABRAKADABRA Basel und freiwillig engagiert beim Suchdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes.
Arthur Godel: „Die Erinnerung ist auch ein trügerischer Kumpel!“ Er studierte Musik, Literatur und Philosophie an der Universität Zürich, wo er mit einer Studie über Franz Schubert promoviert. Ab 1976 arbeitete er als Journalist bei DRS2 und leitete das Kulturradio der SRG von 1995-2008. Von 2001 bis 2008 war er zudem Vizedirektor von Schweizer Radio DRS und Leiter des Radiostudios DRS, Basel. 2008 gründete er einen gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von Kindern und Frauen der Ureinwohner Indiens in Orissa.
Renato Rossi „Erinnern heisst auch sich schämen.“ Er studierte Psychologie, angewandte Kunst und absolvierte eine Psychotherapieausbildung. Er ist seit 1998 Direktor des Massnahmen-zentrums für junge Erwachsene „Arxhof“, einer sozialtherapeutischen Institution des Straf- und Massnahmenvollzuges. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Fragen der Organisations- und Personalentwicklung und verfügt über eine Ausbildung als Coach und Supervisor.
Moderation Cornelia Kazis „Was ist zu tun, dass dieser Abend in Erinnerung bleibt?“ Seit 30 Jahren ist sie als Redakteurin, Journalistin, Referentin, Moderatorin, Erwachsenenbildnerin und Autorin tätig.