MITTWOCH, 20. JANUAR 2010
Das Ethische Forum Binningen-Bottmingen befasst sich im 2010 mit dem Thema Leistung und Gesellschaft und fokussiert zunächst auf den Aspekt sportlicher Höchstleistung.
Sport, sagt man, sei gesund, insbesondere als Ausgleich zum Alltagsstress. Doch was spornt Menschen dazu an, nicht nur gelegentlich ein paar Runden zu joggen oder fürs Wohlbefinden etwas Krafttraining zu machen, sondern freiwillig und hochdiszipliniert oft jahrelang auf grösste körperliche Anstrengungen hinzuarbeiten? Auf einen 8000 Meter hohen Berg steigen. Einen Marathon laufen und am selben Tag stattliche Strecken radfahren und schwimmen. Welche persönlichen oder auch gesellschaftlichen Motive sind mit extremsportlicher Leistung verbunden, die so bewusst bis an die Schmerzgrenze geht?
Wir haben eine Triathletin (Tina In-Albon, Psychologin) und zwei Hochalpinisten (Patrik Müller, Maler, und Leo Cantaluppi, Gymnasiallehrer) zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Sie berichten von ihrem Zugang zu körperlichen Leistungsgrenzen und von ihren Zielen, die allenfalls sogar darüber hinausgehen.
Das Ethische Forum Binningen-Bottmingen befasst sich 2010 mit dem Thema Leistung und Gesellschaft. Diese Veranstaltung geht von der Frage aus, wie gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche von denjenigen Menschen erlebt werden, die mitten drin stehen.
Vor diesem Hintergrund werden Vorstellungen von Leistung und Leistungsbereitschaft zur Diskussion gestellt, die den Arbeitsalltag und die aktuellen politischen Auseinandersetzungen prägen. Wirtschaftskrisen sind immer auch Krisen der Deutung, mit der sie bewältigt werden: Wie erklärt sich jemand seine Lage, wenn er eben die Arbeitsstelle verloren hat – oder gar nicht erst eine Lehrstelle findet? Und wie ergeht es dem, der nach langjähriger Berufserfahrung einer entmündigenden Reorganisation der Arbeit ausgesetzt ist?
Das von Claudia Honegger und Marianne Rychner herausgegebene Buch „Das Ende der Gemütlichkeit“ (1998) gibt Betroffenen das Wort und ermöglicht konkrete Einblicke in die Wechselwirkung von Biografien, vorgegebene Strukturen und individuelle Weltdeutungen.
Frau Dr. Marianne Rychner, Soziologin und Historikerin, greift in ihrem Referat ausgewählte Aspekte der Studie auf und schliesst weitergehende Überlegungen zu gängigen Leistungsbegriffen an, die oft ohne Bezug zum Arbeitsalltag geschaffen werden, diesen aber doch prägen und Grundlage neuer Verunsicherungen sind.
Ein Vortrag von Prof. Dr. med. Daniel Hell zum Thema «Von der Hilfe zum Leben zur Hilfe zum Sterben»: Die Hightech-Medizin erfordert als Ergänzung eine Hightouch-Medizin, denn gerade der alte, sterbende Mensch braucht achtsame Zuwendung. Daniel Hell war bis 2009 ärztlicher Direktor an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und ordentlicher Professor für klinische Psychiatrie an der Universität Zürich. Ab 2009 ist er leitender Arzt des Kompetenzzentrums für Depression und Angst an der Privatklinik Hohenegg.
Er ist Mitglied der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin. Daniel Hell ist als Autor von medizinischen Fachbüchern, aber auch von Büchern über die Wüstenväter bekannt geworden. In der anschliessenden Diskussion werden Vertreterinnen des Personals vom «Hospiz zum Park» in Arlesheim von ihrer Arbeit berichten.
Unsere Gäste:
Kathrin Amacker, Politikerin
Vinzenz Baur, ehem. Leiter IV Kanton AG
Martina Holder, ref. Theologin
Christian Kirchhofer, Heilpädagoge
Gerd Schulz, Heilpädagoge
Kathrin Amacker ist Nationalrätin und bringt ihren Hintergrund als Präsidentin des Verbands „Sozial Unternehmen beider Basel“ und als Ressortleiterin „Soziale Sicherheit“ im Präsidium der CVP Schweiz mit ein.
Vinzenz Baur kennt als ehemaliger IV-Stellenleiter Möglichkeiten und Grenzen einer Sozialversicherung.
Martina Holder bezieht Stellung aus der Sicht einer Sozialpädagogin und Theologin mit ausgewiesenen Kenntnissen im Grenzbereich zwischen Theologie und Heilpädagogik.
Christian Kirchhofer ist Diplom Heilpädagoge und leitet seit 10 Jahren den Bereich „Wohnen“ im Beschäftigungs- und Wohnheim „Am Birsig“.
Gerd-Martin Schulz leitet eine Wohngruppe dieser Institution und ist zugleich Vater eines Sohnes mit Trisomie 21.
Moderiert wird der Abend von Mathias Jäggi, Pastoralassistent und kirchlicher Sozialarbeiter des katholischen Pfarramtes in Binningen-Bottmingen.